Montag, 24. September 2012

Panama - Aussteigerinseln Bocas del Toro

Das Grenzenprozedere von Costa Rica nach Panama dauerte wieder etwa zwei Stunden, bis wir alle Papiere beisammen hatten. Da stand ein Tisch mit zig Stempeln, dort ein Häuschen mit irgendwelchen Papieren und im Schuhladen an der Grenze war das „Büro“ der Autoversicherung, wo ein kleiner Junge die obligatorische Versicherung abschloss. 

Autoversicherung an der Grenze...

Zu jedem Grenzübergang gehören zig Stempel und Papiere (und jeder verdient etwas dabei...)

Als wirs endlich geschafft haben, fuhren wir weiter und haben ca. 20m nach der chaotischen Grenze die Abzweigung verpasst und fuhren mitten in ein kleiner Dörfchen mit Schotterstrasse. Ich dachte nur, hoffentlich schafft es Tory einfach hier durch bis in die nächste Stadt und bleibt nicht hier stehen… Auch vor der Grenze machten wir noch Witze „Tory schafft es sicher bis Panama, aber nur bis über die Grenzbrücke hahaha“. Unser Ziel war ja mit Tory bis nach Panama City zu fahren, von wo wir den Weiterflug gebucht haben. Und tatsächlich hat er es bis Panama geschafft, aber 100m nach der Grenze, in diesem kleinen armen Dörfchen war Schluss und er fuhr keinen Meter mehr. Rauch kam aus dem Motor und es begann zu stinken. Schnell nahmen wir alle Wertsachen aus dem Auto (nicht dass es noch in Flammen aufging und wir ohne Reisedokumente da standen…) und gossen Wasser über den Motor. Als es dann aufgehört hat zu rauchen, fragten wir einen Mann aus dem Dorf, ob er uns ein Taxi besorgen kann, welches uns zur Grenze zurück fährt (es war zwar nur ein paar Minuten, aber mit viel Gepäck), als Gegenleistung dürfe er dafür unser Auto behalten. So packten wir unsere Sachen zusammen (inkl. aller Autopapiere) und das halbe Dorf hat uns dabei zugesehen und jede Handbewegung mit grossen Augen verfolgt. Alles was wir nicht unbedingt brauchten, haben wir im Auto gelassen (Spagetti, Saucen, Campingstühle, unsere Schaumstoffmatratze und jeder Menge kleine Dinge). Am Schluss übergaben wir den Schlüssel dem Mann, welcher uns als erstes zu helfen begann und das Taxi organisierte. Kaum hatte er den Schlüssel in der Hand, schloss er das Auto ab, damit ja kein anderer etwas aus dem Auto holen konnte. Wir machten noch kurz ein Abschiedsfoto (mir war nicht unbedingt nach Lachen zu Mute, Michi hingegen nahm es sehr gelassen, er hatte schon in der Schweiz erwähnt, wie gern er in Panama einfach zu einem Einheimischen gehen und ihm das Auto schenken möchte… dass es aber tatsächlich Wirklichkeit wurde, haben wir natürlich nicht angenommen…). Michi sagte, im Notfall hätte er Tory noch persönlich über die Brücke nach Panama gestossen ;-)

Adios Tory, we will miss you!!!!
Zurück an der Grenze haben wir dann einen kleinen Minibus bis zum nächsten Dorf genommen, von wo aus unsere Reise per Miniboot auf die Inseln Bocas del Toro weiter ging.  Mit sehr viel Gepäck haben wir dann in der Abenddämmerung die Hauptinsel erreicht. Das Boot fuhr uns direkt an den Steg unseres B&B „Koko Resort“. Dies bestand aus sechs kleinen zweistöckigen Häuschen auf dem Wasser, einem „Haupthaus“ auf dem Ufer und einem langen Steg, welcher die Häuschen miteinander verbindet. Wir bezogen die reservierte Dolphincabin mit Küche, Hängematte, kleiner Terrasse und im galerieartigen Obergeschoss war das Bett. Ein schmuckes Plätzchen für die nächsten drei Nächte. Maggie, die Besitzerin und ihr Mann Jack empfingen uns ganz herzlich und lachten erst mal eine Runde wegen unserem vielen Gepäck. Beide sind von der Ostküste der USA,  so um die 70 Jahre alt und haben vor ein paar Jahren hier ein B&B gebaut. Maggie unterrichtete als Professorin an einer Eliteuniversität Public Policies und hat sich hier mit ihrem Mann den Traum von eigenen B&B erfüllt. Jack ist ein sehr gemütlicher Kerl, welcher morgens für das Frühstück zuständig ist (sprich Eier, Tost und Speck) und einen Humor hat, bei dem man nie genau wusste, war das jetzt ernst gemeint oder nicht ;-) Ich glaube deshalb wird er auf der Insel auch Crazy-Jack genannt. 

Auf zu den Inseln...
Koko-Resort, unser Zuhause für die nächsten Tage...




Jack am Frühstück machen...
 Als wir den beiden von unserer Autostory erzählt haben, mussten sie lachen; Jack meinte wir sollten ins Dorf zurück gehen um zu sehen, wie da heute Abend die grande Fiesta los geht mit Spagettiplausch (noch aus der USA) etc. Sie würden unser Tory wahrscheinlich in Einzelteile zerlegen, weil man dort mit einem Auto sowieso nichts anfangen könne und das Geld fürs Benzin wäre auch nicht vorhanden, so stellen sie wahrscheinlich die Autositze ins „Wohnzimmer“ (sprich ins Blechhaus)…  Ja wir wundern uns immer mal wieder, was wohl aus ihm geworden ist… Maggie ist die ruhige Seele im Haus, die den neuen verwirrten Gästen jeweils zuzwinkert, wenn Jack etwas nicht ganz ernst gemeint hat aber eine Stimme hat, so tief und rau wie ich sie noch nie von einer Frau gehört habe (rauchen tut sie aber nicht), nicht mal wenn ich probierte, könnte ich so tief sprechen! Also ein ganz lustiges Paar die zwei ;-) Das Haupthaus, in dem sie beide wohnten und auch die Gäste ein und aus gehen, hat ein offenes Wohnzimmer zum Wasser mit Bootsanlegesteg quasi im Wohnzimmer. 

Das Zuhause von Magie und Jack...

Offenes Wohnzimmer mit Bootssteg


Allgemein geht hier in diesem Inselarchipel der Verkehr hauptsächlich über kleine Wasserboote. Auf der Hauptinsel wohnen ca. 2000 Menschen, wobei man sich fragt, wo die alle stecken, denn ausser kleinen Hüttchen aus Holz oder Blech und ein paar wenigen mehrstöckigen Gebäuden am Wasser gibt’s hier nicht viel mehr Infrastruktur. Es ist eine Aussteigerinsel, wie man sie sich besser nicht vorstellen könnte. Lauter Hippies, die irgendwie nicht mehr wegkommen (und mit selbstgemachten Bändeli etwas Geld verdienen), Leuten die irgendwie nicht ganz 100 sind (eine Frau läuft zum Beispiel dauernd mit Schlüsselbund im Mund und Stuhl unter dem Arm herum), Backpackern, welche zum schnorcheln oder relaxen auf die Inseln kommen (seit unser Tory vor ein paar Stunden versagte gehören wir nun offiziell zu den Backpackern), den paar Ausländern wie Jack und Maggie, die hier irgendwie ihr Glück gefunden haben und dann natürlich den Einheimischen, die oft in recht ärmlichen Verhältnissen hausen. Also wer Luxus sucht, ist auf dieser Insel definitiv falsch, aber interessant ist die Insel allemal!!! 















Am nächsten Tag machte ich mit zwei Pärchen aus dem B&B eine kleine Bootstour zu den verschiedenen Inseln. Michi blieb im B&B und relaxte einen Tag. Zusammen mit den beiden anderen Pärchen (aus Seattle und Colorado) sowie dem Bootsführer erlebte ich einen ziemlich lustigen Tag. Wir besuchten verschiedene Inseln zum schnorcheln, sahen Delphine und die bekannten red Frogs (rote Frösche) und assen in einem Restaurant auf offener See Lunch.











Lunch im "Restaurant"

Lunch im "Restaurant"





Lunch im "Restaurant"

Escuela (Schule), hierher kommen die Kinder von den umliegenden Inseln zur Schule...


Red-Frog-Beach

Als ich gegen Abend zurück kam, überraschte mich Michi mit einem Znacht auf der Terrasse unseres Bungalows...



Die Tage auf der Insel vergingen wie im Flug und schon bald hiess es Abschied nehmen. Wir hatten die Wahl zwischen 10 Stunden Busfahren nach Panama City oder mit einem Kleinflugzeug vom Inselflughafen (der auch als Sportplatz genutzt wird) für 180Fr. pro Person in die Hauptstadt zu fliegen. Wir entschieden uns dann für den Flug… Von der Luft aus konnten wir dann auch den Panamakanal und die wartenden Frachtschiffe sehen, einen grossen Teil des Landes ist aber Regenwald. In Panama City sind wir dann zur DHL Station gefahren und haben ein grosses Packet gefüllt mit Dingen, die wir auf der Weiterreise nicht mehr brauchten und in die Schweiz geschickt. Panama City ist eine im Vergleich zu den anderen Zentralamerikanischen Grossstädten sehr internationale Stadt mit Hochhäusern, Shoppingmals etc. Der Frachtverkehr durch den Kanal scheint die Staatskasse zu füllen… So haben wir die Wartezeit bis zum Abflug nach Brasilien dann auch in einem Shoppingcenter verbracht, aber nicht mit Lädele (die Koffer waren voll), sondern mit Leute beobachten (da gibt’s sogar einen DJ im Restaurantbereich) und administrativem Kram erledigen. Tja, jetzt heisst es adios Zentralamerika und auf nach Cumbuco (Brasilien) zum Kitesurfen, jeapiiiiii!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

auf nach Panama-City
Die Frachtschiffe warten vor dem Panamakanal

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