Sonntag, 16. September 2012

Honduras und die bestochenen Polizisten

Am nächsten Tag hiess es dann von frühmorgens bis abends: Autofahren! 

Wers glaubt oder nicht, wir haben fast das ganze Land in einem Tag durchquert. Viele fragten uns, weshalb wir nicht länger in Honduras bleiben wollten. Der Grund war, dass Honduras einerseits ein sehr sehr armes Land ist und kaum Infrastruktur hat, die Kriminalitätsrate sehr hoch ist (mehr dazu kommt gleich) und weder geschichtlich noch landschaftlich sehr attraktiv ist. So haben wir lediglich einen kurzen Stop in der ehemaligen Hauptstadt gemacht (da steht eine der ältesten Kolonialkirchen aus der Eroberungszeit), aber mehr weil es gerade auf der Strecke lag und wir ein paar Kopien für die nächste Grenze machen wollten, um nicht nochmals dasselbe Problem zu haben.

Eine der ältesten Kirchen Zentralamerikas, in der ehemaligen Hauptstadt Honduras...
Die Fahrt durch Tegucigalpa (die aktuelle Hauptstadt des Landes) erinnerte mich mehr an Addis Abeba (Äthiopien) als an die Städte Zentralamerikas. Die Armut war überall zu sehen, besonders in den Stadtrandgebieten, wo sich die Blech- und Holzhüttchen an den steilsten Hängen eng aneinander reihten. 

Im Stadtrandgebiet der Haupststadt Tegucigalpa

Hauptstadt Tegucigalpa


Honduras hat nicht wie die meisten anderen Zentralamerikanischen Ländern eine aufstrebende Landwirtschaft, sondern zählt zu den ärmsten Entwicklungsländern. Es gibt eine geteerte Strasse, vom Hafen im Norden zur Hauptstadt im Zentrum und weiter zur Grenze nach Costa Rica im Süden. Aber die Strasse war alles andere als gut, immer wieder kamen riesige tiefe Schlaglöcher und der Verkehr (vor allem grosse Lastwagen) düste in Kurven auch mal auf der Gegenfahrbahn entgegen. PKW’s waren eher wenige auf der Strasse unterwegs. Während bei uns eine Grossfamilie ein Minivan hat, haben hier Grossfamilien ein Pickup, weil man so auf der Ladefläche mindestens 10 Kinder plus Grosseltern und Onkels etc. transportieren kann. Auch sieht man Autos mit vier verschiedenen Reifen (unterschiedliche Dicke) und daher ziemlicher Schieflage umher fahren. Als Pannendreieck (und die sind hier im Dauereinsatz) legt man einfach einen Busch auf die Strasse (dauernd rief ich: Achtung Busch!) und wenn ein Auto links blinkt heisst das, er hält rechts an und du kannst links vorbei fahren…
Man merkte, dass diese eine geteerte Hauptstrasse (die quer durchs Land) ein bisschen Lebensmittelpunkt war. Entlang der Strasse war am meisten los, Kinder spielten darauf Fussball (es hat ja kaum Verkehr), Frauen quatschten am Strassenrand oder verkauften ihre landwirtschaftlichen Produkte. Meist hatte ein Dorf ein Anbauprodukt und so folgte entlang der Strasse mal einen Kilometer lang Bananenstände, dann waren es Litschi, dann Kartoffeln etc.





Kurz vor der Grenze nach Nicaragua hatten wir dann ein Problem: wir kamen in eine Polizeikontrolle und wir mussten dem Polizist unsere Autolizenz und Führerausweis zeigen. Dieser behauptete etwas daran sei falsch (u.a. dass unser Führerschein kein Ablaufdatum hat) und wir müssten ihm eine grössere Summe Geld geben, damit wir die Papiere wieder kriegen. Und das nach fast 9 Stunden anstrengender Autofahrt… Also bin ich ausgestiegen und hab angefangen zu diskutieren… Normalerweise klappt das mit dem Diskutieren ja auch ganz gut (jedenfalls bis hierher), aber dieser Polizist blieb stur. Er hat dann einem anderen Typ angerufen, der mich dann ans Telefon wollte (ich dachte es sei ein Beamter) und der hat mir dann nochmals erklärte ich solle dem Polizisten Geld geben. Die Zeit verging mit Diskutieren, ich sagte wir hätten kein Geld, weil wir heute noch nach Nicaragua gingen. Alles hilf nichts und so sagte ich er (der Typ vom Telefon, der dann plötzlich auch aufgetaucht ist) könne mitkommen und ich würde an der Grenze bei einem Geldautomaten für ihn und den Polizist Geld abheben. Also liessen sie uns gehen, aber der Kerl wich nicht von unserer Seite. Wir (also ich, weil die Beamten selten englisch sprechen und ich mit meinem spanisch etwas schneller bin als Michi mit Händen und Füssen, obwohl er darin schon echt gut ist… ;-)haben auf der Seite von Honduras der ganze Papierkram erledigt (der Kerl wollte mir dauernd drein reden, aber ich habe mich nicht stressen lassen). Dann sind wir mit ihm über die Grenze gegangen und haben da den ganzen Papierkram erledigt. Einmal hat uns ein Beamter geflüstert, der Typ neben uns sei ein „bad guy“, wir sollten vorsichtig sein, aber ich konnte nur zurück flüstern „I can’t do anything!“, aber gemacht hat er auch nichts… Am letzten Fenster (es gibt unzählige Hüttchen mit kleinen Fensterchen und dahinter ein Beamter, welche man aufsuchen muss um seine Papiere zusammen zu kriegen) habe ich vor allen Leuten dem mühsamen Kerl auf Spanisch gesagt, was er hier mache sei falsch, nicht korrekt, er sei ein böser Mensch und solle sein Geld gefälligst anständig verdienen und nicht Touristen abzocken! (Ich stand kurz vor dem Nervenzusammenbruch, weil ich den Kopf beisammen haben musste was das ganze Formalitätenzeugs anbelangt und das Grenzenprozedere war immer sehr anstrengend und kompliziert und zudem war ich von der Fahrt schon recht müde. In Sachen Grenzenprozedere mache ich mich vorher immmer im Internet schlau wie z.B.hier: http://liferemotely.com/trip-shenanigans/guatemala/150-belize-to-guatemala-border-crossing
So ist dann einfach alles aus mir raus geplatzt und ich konnte erstmals meine spanischen Schimpfwörter benutzen. Michi sagte, alle Leute hätten mich angeschaut als ich den Kerl da so beschimpfte, aber es wirkte, weil es wurde im sehr unangenehm und nachdem ich ihm dann umgerechnet ca. 5Fr. gab, verschwand er eeeeeendlich!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Mir sind die Tränen gekommen und ich wollte einfach nur noch weg von da…. Im Auto hat mich Michi dann wieder beruhigt, aber seit dieser Bestechungsgeschichte wird mir jedesmal, wenn wir einen Polizist sehen mulmig… Aber die Fahrt in Nicaragua hat mich dann schnell wieder auf andere Gedanken gebracht, vor allem als wir am rauchenden Vulkan San Cristobal vorbeigefahren sind… Aber mehr dazu im Post zu Nicaragua…

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