"To do"-Liste an der Grenze in Tijuana |
Nach einem Abstecher in der fast schon
europäischen Stadt San Diego (seeeeehr viele deutschsprachige Austauschschüler)
haben wir in einem Motel kurz vor der Grenze übernachtet und sind am nächsten
Morgen früh zur Grenze gefahren. Von 7 bis 9.30 dauerte der ganze Papierkram
(du wirst vom einen zum andern Office geschickt bis du das Touristvisum und das
Car permit zusammen hast) und jeder Mexikaner wollte für die noch so kleine
Auskunft (oder auch einfach so) Geld von dir (einer sagte er passe auf unser
Auto auf, während wir ins Büro gehen, er könne das eben sehr gut ;-) wir
müssten ihm lediglich ein paar Pesos geben, jajajaja). Schon krass wie sich die
Welt in so kurzer Distanz ändert. Von San Diego über die in höchstem Masse
abgesicherte Grenze und 10m später bist du in einer anderen Welt, voller
Korruption, Kriminalität, teils Armut und viiiiel Chaos. So hiess es dann nach
dem Bürokram erst mal das Verkehrschaos der Grenzstadt Tijuana hinter sich
bringen (nach dem wir über die Grenze gefahren sind und ich den Officer schön
angelächelt habe, ist Michi ans Steuer gewechselt). Mit viel Geduld haben wir
das Chaos durchfahren und als wir die Küste erreichten, konnten wir erstmals
etwas durchatmen.
Die Fahrt ging durch eine sehr trockene und
ärmliche Gegend und wir mussten immer wieder durch beängstigenden
Militärkontrollen fahren (und in Mexico ist sehr viel korrupt! Im Internet wird
man immer wieder gewarnt, man solle nicht in der Nacht fahren, immer etwas
Bargeld im Handschuhfach haben um die Polizisten zu bestechen etc. es käme auch
vor, dass sie dich zwingen, mit der Kreditkarte Geld abzuheben etc. In
Huntington Beach hat mir jemand erzählt, wenn dich ein Polizist aufhaltet laufe
das so ab: er sagt dir was du falsch gemacht hast und er schiebt dir den
Busszettel zu, dann gibst du ihm den Busszettel zurück aber mit der dreifachen
Summe und das ganze ohne Worte, da er meist mit Mikrofon zu einer Station
verbunden ist, die das ganze abhören könnten. So hat er sein „Trink“-Geld
verdient und lässt dich dafür ohne weiteres wenn und aber weiterfahren. Wichtig
sei, einfach nicht viel zu sagen, sonder das nur so zu machen. Wenn er das
Trinkgeld wieder zurück gibt, heisse das nicht es sei nicht nötig, sondern es sei
zu wenig und du legst ein paar Noten mehr darunter, bis er dich gehen lässt.).
Aber zurück zu den Militärkontrollen, bei der wir immer noch nicht wissen, ob
die auch korrupt sind, jedenfalls erkennt man sie meist schon von weitem durch
Holperhindernisse auf der Strasse, die einem zwingen langsam zu fahren und einer
Menge schwer bewaffneter Soldaten (stehen immer so Matchomässig breitbeinig da
und versuchen möglichst böse zu schauen). Sobald wir die sehen, verstecken wir
schnell all unsere Wertgegenstände, wenn wir können wechseln wir noch schnell
den Sitzplatz, so dass ich fahre und ich setze das breiteste Lächeln auf. Meist
schauen sie dann mal grimmig durch das Fenster und inspizieren unser Auto
(unser Durcheinander) und beginnen dann mich auszufragen woher, wieso, wie
lange etc. Meist endet das ganze dann in spanischem Smalltalk und ich versuche
mit ein wenig Charme ihm beizubringen, dass wir nur auf Durchreise sind…
Insgesamt mussten wir nur ein Mal das Auto durchsuchen lassen (Michi
beobachtete dies haargenau und ich plauderte währenddessen mit dem Soldat)
ansonsten konnten wir immer direkt weiterfahren. Seit unsere Autonummer vorne
nur noch an einer Schraube hängt und ich die andere Seite mit einem pinken
„Victorias secret Mäscheli“ (Unterwäschemarke) befestigt habe, hab ich das
Gefühl, die nehmen uns sowieso nicht ernst
(hinzu kommen noch die Klebispuren, weil wir ein Dichtungsgummi oberhalb
der Frontscheibe mit weissem Sporttape anklebten… also reich sehen wir
definitiv nicht aus).
unser Tory (Improvisation mit "Victorias-Secret"-Mäscheli) |
Nach fünf Stunden haben wir San Quintin
erreicht, ein kleines ärmliches Dorf an der Westküste der Baja. Dort haben wir
in einem etwas abseits gelegenen kleinen grünen Hotel „Jardines Baja“ (ein
Geheimtipp, danke Bart!!!) übernachtet.
Am nächsten Tag gings weiter durch die
Wüste im Zentrum der Baja, welche nicht sehr viel Abwechslung bietet. Michi
wartet immer noch darauf, endlich mal den typischen Mexikaner zu sehen (ein
schlafender Mexikaner unter einem Kaktus mit tief in die Stirn gezogenem
Sombrero, einer Gitarre und einem Esel daneben), doch auch an diesem Tag wurde
er wieder enttäuscht. Wir sahen Sombreros, Mexikos, Esel und jeder Menge
Kakteen, aber nicht alles zusammen. Während ca. vier Stunden sahen wir immer
die gleiche Kulisse: Kakteen aller Art die zum Teil riesen gross zwischen den
runden Felsen hervor ragen, kleine Büsche überdecken den sandig roten Boden und
zwischendurch huscht mal wieder eine Schlange über die Strasse (zum Glück immer
wenn Michi am Fahren ist und ich gerade irgendwo anders hingeschaut habe… ,(Alp)Traumfänger
sei dank). Es hat auch viele pechschwarze Geier mit blutroten Köpfen, als
hätten sie ihn zuvor in ein totes Tier gesteckt. Sie ziehen ihre Kreise und
schauen, dass die überfahrenen Tiere nicht lange auf der Strasse liegen
bleiben. Einmal lag am Wegrand eine Kuh, wahrscheinlich ist sie davongelaufen
oder hat sich verirrt und ist vertrocknet, jedenfalls sah sie noch ziemlich
frisch aus, aber schon machte sich eine Herde Geier über sie her. Ein grusliges
Bild.
Nach acht Stunden Fahrzeit erreichten wir
Santa Rosalia, diesmal an der Ostküste der Baja. Im Dorf haben wir dann in
einem kleinen Restaurant Fajitas gegessen, die echt gut (und scharf!) waren und
Michi hat neben Buenos Dias das erste Mal einen ganzen Satz auf Spanisch
gesagt: una serveca por favor (ein Bier bitte). Der Kellner schien sehr
beeindruckt von diesem Blondi, der tatsächlich etwas spanisch über die Lippen
brachte und fragte auch gleich nach „y que serveca quieres?“ („welches Bier
solls denn sein“), da war bei Michi Schluss und er hatte nur noch ein riiiesen
Fragezeichen im Gesicht. Der Kellner (und die anderen Gäste, welche Michi
ebenfalls musterten) lachte und meinte nur „ah, solamente fria, claro!“
(hauptsache kalt).
Im kleine Santa Rosalia... |
Unsere Hazienda, die wir am Vorabend im
anderen Hotel reservierten, lag etwas ausserhalb des Dorfes am Meer (Hotel las
casitas) und sah wie die meisten von innen viel schöner aus als von aussen auf
den ersten Blick angenommen wird. Wir hatten eins von acht Bungalows direkt am
Meer mit Balkon fast über dem Wasser und einer riiiesen breiten Fensterfront
mit fast 180Grad Meerblick direkt vom Bett aus, einfach traumhaft. Als dann der
orange Vollmond noch auf ging und übers Meer zu uns ins Zimmer schien, war die Stimmung einfach unglaublich. Am
nächsten Morgen weckte uns ein traumhafter Sonnenaufgang, ich bin noch nie
erwacht und habe vom Bett aus das Meer und der Sonnenaufgang gesehen, einfach
mega schön!
Und so haben wir uns wieder auf den Weg
gemacht. Eine Serpentinenstrasse führte von Santa Rosalia nach Loreto der Küste
entlang. Hinter den engen Kurven tauchten immer wieder schmale Täler mit einem
Flüsschen und jeder Menge Palmen auf. Die Strasse geht mitten durch diese
dichten Palmenwäldchen, lediglich ein paar Bambushüttchen (und bestimmt auch
einer Menge Drogen) waren verstreut zu sehen. Immer wieder überraschten uns
nach den engen Kurven aber auch einsame und perfekt schöne Sandbuchten mit
türkisblauem Wasser und feinstem weissen Sand. Meist geht noch eine kleine
Sandlagune ins Meer hinaus und Palmen säumen die Flussmündung. Einfach
wunderschöne Buchten, perfekt zum Zmörgele (wir haben in unserer Kühlbox im
Auto immer noch Müsli und UHT Milch von der USA, so zmörgelen wir jeweils
unterwegs), wir kochten Kaffee und gingen Baden. Hier an der Ostküste der Baja
gibt’s ein grösserer Vulkan und deswegen (plus Küstenniederschlag) ist die
Landschaft etwas grüner als im Innern der Baja. Neben den typischen Mukikakteen
(wir nennen sie so, weil sie aussehen wie ein Mexikaner, der seine Arme
seitwärts in die Höhe streckt und seine Mukis zeigt) wachsen auch tropische
Blumen und andere Pflanzen aus dem roten Lavagestein. Die Landschaft erinnert
uns ein bisschen an Kauai (Hawaii) mit den grün bewachsenen Lavafeldern, den tropischen
Pflanzen und den einsamen schönen Sandbuchten. Ein paar Mal mussten wir mit
unserem eher tief gelegenen Mercury überflutete Strassen queren, was schon
ziemlich beängstigend ist, wenn man sieht wie tief die entgegenkommenden Jeeps
einsinken. Aber ein Zurück gabs für uns ja eh nicht, deshalb hiess es einfach
Vollgas, so dass sicher kein Wasser in den Auspuff laufen konnte.
Leider ist diese Küstenstrasse hier von
Santa Rosalita bis Ensenada Blanca auch schon das einzige landschaftlich
wirklich reizvolle an der Baja (es sei denn man ist ein Wüstenfanatiker).
Die Strasse führte wieder etwas ins Innere
der Baja, wo die Strassen wieder weniger kurvig waren. Komischerweise wurde die
Strasse immer genau dann, wenn Michi das Steuer mir übergab wieder gerade und
wenn ich es ihm übergab, folgte eine kurvige Strasse (ohne dass wir das
wussten). Auf dieser Strecke hiess es einmal aus dem Navi: „jetzt folgen sie
der Strasse für 173 Kilometer gerade aus“ und jaaaa: es war
stocksteifschnurstrakstgeradeaus, mir ist fast das Gesicht eingeschlafen! Als
danach so etwas wie eine Kurve kam (für uns Schweizer kaum bemerkbar), konnte
ich sie nicht mal geniessen, weil ich gequatscht habe, shhht! Danach gings
nochmals eeeewig pfeiffengeradeaus (insgesamt ca. 3 Stunden wirklich oooohne
kleinste Kurve!) gääääähnnnn!. Das einzige Highlight waren die
entgegenkommenden Autos, die manchmal Tiere hinten auf der Pickupladefläche
transportierten. Einmal dachte ich, es kommt ein fahrendes Pferd entgegen. Es
stand auf der Ladefläche eines kleinen Pickups und der Kopf schaute ca. einen
Meter über die Fahrerkabine heraus (und das bei 120km/h!), mit wehendem Haar! Es
konnte nur hoffen, dass keine Kurve kommt, sonst heisst es Adios Cabaillo!!!
Allgemein sind wir auf der Baja viel
schneller unterwegs, als anfangs angenommen, denn die Autos fahren alle zwei
bis drei Mal schneller als erlaubt ist. Wir blieben beim zwei Mal (wenn 50
steht fahren wir 100kmh). Als wir nach 8 Stunden La Paz erreichten, wollten wir
eigentlich zuerst ein paar Tage hier bleiben und erst dann mit der Fähre aufs
Festland. Doch bevor wir zum Hotel fahren wollten, gingen wir noch an den Hafen
um die Fährtickets für den Dienstag zu holen. Da es eine halbe Stunde später
direkt eine Fähre nach Mazatlan gab und wir in dem Moment gerade keine Lust hatten
im schwülen und heissen La Paz zu bleiben (obwohl die Stadt einen sehr schönen
Eindruck gemacht hat) entschlossen wir kurzerhand die Fähre zu nehmen. Als
letzte gingen wir dann noch auf die Fähre, gefüllt mit Lastwagenfahrern und ein
paar wenigen Einheimischen und fuhren über Nacht die 15 Stunden ans Festland…
Als nächstes heisst es Cruzar Mexicoooo!!!!
Auf der Lastwagenfähre nach Mazatlan (Festland) |
nein, wir sind nicht aufgefallen ;-) |
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