Mittwoch, 28. November 2012

Nationalpark Los Glaciares - Argentinien/ Chile

Nach den Tagen im Seeengebiet ging die Fahrt weiter 1400km in den Süden nach El Chaltén, in den Nationalpark Los Glaciares. Die Fahrt war ziemlich kurvig und das nicht ganz ungefährlich beim Fahrstil der Einheimischen (die schneiden die Kurve auch wenn sie sehen, dass einer entgegen kommt, sie gehen einfach davon aus, dass dieser (sprich wir) ganz am Rand entlang fährt…). Unterwegs haben wir viele Tiere gesehen, wilde Lama- und Pferdeherden und allerlei Vögel. Ich bin ja eine absolute Banause in Sachen Tierkenntnisse und vor allem mit den Vögel hatte ichs irgendwie noch nie wirklich. Wenn ein Tier fünf Meter über dem Boden die Strasse überquerte, erkannte ich gerade mal dass es ein Vogel gewesen sein musste (oder war es doch ein springendes Reh?). Nein so schlimm ists nicht ganz, ich kann immerhin ein Huhn von einem Storch unterscheiden!). Ein Mal während dem Autofahren haben wir zusammen alle Vögel aufgezählt, die wir kannten (und Michi ist definitiv auch kein Ornitologe!), wir kamen gerade mal auf 35 (und das hörte sich ungefähr so an: Papagei, Amsel, Storch, Rabe, äääähhhmmm Specht…hmmm… roter Papagei, blauer Papagei…. 

Auf der Ruta cuarenta: noch 1001km to go...

no comment...

Um unseren Extrakanister waren wir oft froh...


Knapp 24 Stunden später haben wir das Gebiet des berühmten Parque Nacional Los Glaciares erreicht, einem Nationalpark, der von hier ca. 200km weiter in den Süden geht und die mächtigsten Gletscher des Kontinents umfasst. Es gibt eine Strasse östlich des Nationalparks entlang, 200km in den Süden, und von dieser gehen zwei verschiedene Querstrassen in den Nationalpark rein, der grösste Teil ist aber unberührt und nur sehr schwer zugänglich. Von Norden kommend erreichten wir mit dem ersten Einstecher in den Park das kleine Dörfchen El Chaltén mit dem berühmten Fitz Roy Massiv. Ein paar farbige Hüttchen mit Wellblechdächer und eine Tankstelle, mehr war da nicht. Aber man kommt auch nicht wegen dem Dorf nach El Chaltén, sondern eben wegen des Nationalparks. Wir bepackten unsere Rucksäcke mit dem Zelt etc. und wanderten los… Unsere Route führte uns zu den Gletschern, entlang den hohen Felswänden des Fitz Roy und seinen Nachbarn, durch die mit Moos bewachsenen Wäldern und vorbei an kleinen türkisblauen Lagunen… die Landschaft war einfach extrem schön! Nur die Nächte waren eisig kalt und schienen endlos zu sein… Das erste Mal auf dieser Reise stampften wir durch den Schnee, wir kamen fast wieder in den europäischen Jahreszeiten-Rhythmus, nur ist hier Frühling und der Schnee liegt noch vom Winter hier.







Fitz Roy im Hintergrund






Etwas weiter südlich von El Chaltén liegt El Calafate, der zweite, südliche Eingang in den Parque Nacional Los Glaciares, und hierher kommt man vor allem wegen der grossen Gletschern Upsalla und dem Perito Moreno, einer der wenigen Gletschern, die noch wachsen und deshalb unten an der Front immer wieder Eisabbrüche zu sehen sind. Dieses Kalbern in den Gletschersee konnten wir vom Boot aus und von einer Aussichtsplattform, die gefüllt war mit Touris aus aller Welt, sehr nah beobachten. Auch das Städtchen El Calafate ist ganz nett und hat eine Menge guter Parrilla-Restaurants (Fleisch frisch vom Grill).


Gletscher Perito Moreno bei El Calafate



Gletscherabbruch (Kalbern)


Empanadas, Fleisch, Käse und einen guten weissen Trapiche...

Mi amigo...

Eine ganz normale Parrilla...


Inzwischen sind wir schon über 50Grad im Süden, sprich südlicher als die Schweiz nördlich liegt und die Fahrt ging weiter in den Süden über die chilenische Grenze bis zum Nationalpark Torres del Paine. 
Endlich mal wieder eine Tankstelle (in the middle of nowhere...)


Man sagte uns es seien zwei Kondor... (die 2.grössten Vögel der Erde)

Wir wollten aber noch vor dem Park übernachten, um uns die Gebühren zu ersparen, nur hatten wir das zweite Mal soooo starken Wind, dass wir ewig brauchten um ein einigermassen windgeschütztes Plätzchen zu finden. Patagonien ist ja bekannt für den starken Wind (auch el viento de mierda, frei übersetzt, der Scheisswind, genannt), als Kitesurfer könnte man eigentlich meinen, wir seien es uns gewohnt, nur konnte man hier wirklich kaum gerade stehen! Einmal unterwegs hatten wir auf gerader Strecke mit Gegenwind den Motor abgestellt und ausgekuppelt und der Wind war so stark, dass wir vom Stand aus rückwärts gerollt sind! Doch zurück zum „Peinotorres“(so nannten wir ihn), wir haben das Auto als Windschutz genommen und konnten dann das Zelt irgendwie doch noch aufstellen. Die Sicht auf die drei hohen Felspfeiler des Paine-Massivs war jedenfalls spektakulär, doch die Nacht dafür eine Katastrophe. Wir waren in einem Tal und der Wind blasste nicht regelmässig, manchmal war es minutenlang still (man hätte eine Stecknadel fallen hören) und plötzlich kam der Wind und zwar sooo krass, dass das ganze Zelt flach auf unseren halb schlafenden Gesichtern lag. Irgendwann hat sich Michi dazu entschlossen, im Auto auf dem Fahrersitz weiterzuschlafen, weil das Zelt soo laut geflattert hat und mehr schief als gerade stand. Ich schaffte es nicht aus dem warmen Schlafsack raus und hab die Nacht auch irgendwie durchgestanden. So waren wir am nächsten Tag so müde, dass wir uns nicht zu einer Wanderung im Park aufraffen konnten, aber die Fahrt alleine plus ein paar Spaziergänge durch die super schöne Landschaft waren trotzdem ein Erlebnis.

"el viento de mierda"

NP Torres del Paine (Chile)












Auf knapp 54Grad Süd liegt die Hafenstadt Punta Arenas, ebenfalls auf der chilenischer Seite Patagoniens. Sie ist die südlichste Kontinentalstadt der Welt und hat 125‘000 Einwohner. Punta Arenas (sandige Spitze) wurde Mitte des 19. Jahrhunderts als Strafgefangenenkolonie und Militärstützpunkt gegründet und entwickelte sich schnell zu einer wichtigen Hafenstadt. Denn bis zum Bau des Panamakanals (Eröffnung 1914) nahmen alle Schiffe die Route durch die 1520 von Fernando Magellan erstmalig entdeckte Ost-West-Passage. Nicht nur die Handelsschiffe, deren Güter für die chilenische oder peruanische Häfen bestimmt waren, machten hier einen Zwischenstopp, auch Auswandererschiffe, deren Passagiere eigentlich ihr Glück bei der Goldsuche in Kalifornien finden wollten, vor denen aber ein Teil im chilenischen Süden blieb.1876 hatten die Einwanderer die Einwanderer die Erlaubnis zur Schafzucht erhalten, das Land war billig und reichlich vorhanden und das Klima bekam den Schafen. So begann mit der Wolle der Aufschwung der Region. Die Besitzer der riesigen Schaf-Estanzias der Umgebung liessen sich repräsentative Häuser im Stadtzentrum erbauen. Die Oberschicht lebte damals alles andere als schlicht: Tapeten aus Frankreich, Waschtisch aus Marmor von Italien, lederbezogene Sessel aus England etc., nichts ist aus Patagonien, nicht mal das Holz des Parkettfussbodens, alles wurde über den Atlantik her geschifft; auf dem Rückweg nahmen die Schiffe dann tonnenweise Schafwolle mit.

Wir blieben aber nur eine Nacht hier und nahmen am nächsten Morgen die Fähre auf die legendäre Tierra del Fuego, FEUERLAND!!!!!

Die Gauchos an der Arbeit (Weidewirtschaft ist typisch für Patagonien)





Drei Gauchos

Punta Arenas


Museo regional in Punta Arens (ehemaliges Wohnzimmer der grossen Estancia-Inhaber)

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