Freitag, 16. November 2012

In Mendoza von Bodega zu Bodega (Weingut) - Argentinien

Mendoza ist eine Stadt mit knapp einer Million Einwohner und bekannt für die ausgezeichneten argentinischen Weine der Umgebung. Die Stadt selber ist ziemlich schön, hat viele Cafés, grüne Plätze und die Strassen sind gesäumt mit Bäumen. Man sagt, Mendoza habe gleich viele Bäume wie Einwohnern, aber das stimmt mit dem Bevölkerungswachstum schon länger nicht mehr. 


Plaza mayor in Mendoza

Argentinien und v.a. Mendoza ist bekannt für die guten Confiterìas...

... und die Kaffeekultur kommt fast an die italienische ran!

Ach ja, und während der Siesta (13-17.30Uhr) geht gar nix, alles ist geschlossen und die Leute verdauen den ganzen Nachmittag (auch die Polizei macht Siesta, sprich man kann so schnell fahren wie man will ;-)

Unsere drei Nächte haben wir aber in der ländlichen Umgebung zwischen den vielen Weinreben verbracht (Maipù). Wer hier nicht auf einer Bodega (einem Weingut) lebt, hat zumindest Weinreben im Vorgarten… sprich die grüne Gegend besteht vor allem aus Weinreben und den schmalen hohen Pappeln (als Windschutz). Mit dem Velo sind wir dann von Bodega zu Bodega gefahren und haben die verschiedenen Weine degustiert. Kein Wunder gibt’s hier so viele Velovermietstationen, denn spätestens nach der dritten Bodega, sollte wohl keiner mehr Auto fahren…

Mit dem Velo gehts von Bodega zu Bodega (Weingüter)

Degustation von Olivenöl und Balsamico

Bodega Alta Vista


Der Torrontés ist der bekannteste Argentinische Weisswein (hier die Bodega Alta Vista)

Eine kleine Bodeg wie die Carinae hier beklebt die Flaschen noch von Hand...

Die Bodega Tempus Alba gehört wiederum zu den grösseren und die Degustation fand auf der offenen schönen Terrasse statt...

Das ist die Bodega Trapiche (unser Lieblingswein), welche zu den grössten ganz Argentiniens gehört und ursprünglich von einem Italiener gegründet wurde...

Die ehemaligen alten Traubenpresser auf Schienen (Bodega Trapiche)
Hier werden die Trauben in bestimmten Umgebungstemperaturen (je nach Sorte und Herkunft bzw. Rebstock) gelagert, bevor sie in die Eichenfässer abgefüllt werden

Die Degustation der Bodega Trapiche fand über dem Weinkeller statt...

Degustation Trpiche

Die Meisten Bodegas sind eher klein und sogar Familienbetriebe von Europäern (viele Italienern und Franzosen), die hier ein Weingut kauften und so ihr Traum vom eigenen Weingut leben. Während die kleineren Bodegas ca. 100‘000 Flaschen pro Jahr produzieren (zum Teil mit aufgekauften Trauben aus den höheren Regionen; kälter, z.T. zuckerhaltigere Trauben) und die Etiketten noch von Hand drauf kleben, gibt es grössere wie die Trapiche, die ein Vielfaches an Flaschen produzieren und 60% davon exportieren. Beide Arten von Bodegas sind spannend zu sehen und zu hören, was die Besitzer oder Angestellte über die Weintradition und das Gut zu erzählen haben. Bekannt ist Argentinien vor allem wegen des Malbec, der in aller Welt bekannte Rotwein und auf den sind die Argentinos besonders stolz! Ursprünglich kommt er zwar aus Frankreich, aber den könne man nicht trinken, meinen die Argentinos. Und so mischen die verschiedenen Bodegas die Trauben ihrer Rebberge zum perfekten Malbec und lagern ihn dann in den Eichenfässern, die oftmals aus Frankreich importiert werden. 

Der bekannte Malbec (hier von der Bodega von Hans und Alina)

Lagerung von Wein (Bodega Tapiz) in Eichenfässer aus Frankreich

Die ersten beiden Nächte verbrachten wir auf zwei kleinen Bodegas, welche ein paar Gästezimmer haben. Die zweite Bodega gehörte dem belgischen Hans und seiner argentinischen Frau Alina. Eine schöne Hacienda mit drei Zimmern zwischen den Weinreben und den Olivenbäumen, mit schmucken Gartensitzplätzchen und sehr netten Gastgebern. Sie gehören zu den sehr kleinen Bodegas und produzierten letztes Jahr 6000 Flaschen Wein, möchten aber dieses Jahr noch etwas mehr auf die Qualität setzen, dafür etwas weniger produzieren. Konkret heisst das eine Menge zusätzliche Arbeit, denn bei den Weinstöcken muss man im Bereich der Früchte immer wieder die Blätter etwas zurück schneiden (von Hand!), damit der Zucker auf die Früchte konzentrierter ist, ausserdem müssen aus demselben Grund auch immer wieder ganze Traubenbündel entfernt werden. Da die Kinder inzwischen nicht mehr so klein sind, hat Alina etwas mehr Zeit und macht diese Arbeit eigentlich ganz gerne, wie sie sagt. Ausserdem sind die Weinpflanzen inzwischen bereits sieben Jahre alt, das heisst wenn im Herbst die Pflanzen bis zum Stamm (ca. den unteren 1-1.5m) abgeschnitten werden, wird dieser von Jahr zu Jahr dicker und die Trauben haben dadurch eine bessere Qualität. Da die drei Zimmer, welche sie vermieten inzwischen fast immer ausgebucht sind, können sie sich auch eine Angestellte leisten, welche die Zimmer reinigt. Während Alina mit mir in den Weinreben herumspazierte und allerlei erklärte, hatte sich Michi mit Hans über den Rasenmäher unterhalten und mit einem breiten Lachen (wie ein  Kind an Weihnachten) paar Runden gedreht. 

Michi ist für Hans am Rasen mähen...

Die Bodega von Hans und Alina

Die Gästezimmer bei Hans und Alina waren super schön und dazu gabs ein excellentes Frühstück!



Unsere dritte Nacht in der Weinregion Mendoza (Maipu) verbrachten wir in einer etwas grösseren Bodega (Club Tapiz). Doch zuerst mussten wir nochmals ins Stadtzentrum fahren, um die Frontscheibe zu wechseln, denn wir haben unterwegs auf der langen Schotterstrasse nach Salta von einem entgegenkommenden Fahrzeug ein Stein in die Scheibe geknallt bekommen…. So haben wir während Dietrich in der Garage war, nochmals ein paar Stunden im schönen Zentrum verbracht und ich konnte wieder einmal am Tagebuch weiter schreiben.
Als unser Dietrich endlich wieder komplett war, fuhren wir wieder „aufs Land“ zwischen den Weinreben hindurch bis zur wunderschönen Bodega Tapiz. Die Bodega liegt wunderschön zwischen den Weinreben, hat insgesamt 15 Zimmer und 4 davon im ehemaligen herrschaftlichen Wohnhaus der französischen Besitzerfamilie aus dem Jahre 1890. Wir hatten das Glück in diesem übernachten zu können und fühlten uns um ein Jahrhundert zurück versetzt. 

Bodega, Hotel und Restaurant der Extraklasse: Club Tapiz







"Unser" Gästehaus (insgesamt 4 Zimmer), ehemaliges Wohnhaus der Besitzerfamilie...

"Unser" Wohnzimmer











Auf dem Grundstück war neben dem Haus noch ein alter Tanzsaal, indem heute ein Pingpongtisch steht. Den halben Abend verbrachten wir so mit einem Trapiche Blanco (unser Lieblingswein) am „pingpöngle“. 



So hatten wir ganz vergessen, dass um 8 Uhr ja noch die Weindegustation des Hauses (privat für die Hotelgäste) statt findet… etwas peinlich war es dann schon, als wir zu spät zur Gruppe gestossen sind und erst recht als ich sagte, ich trinke nur Weisswein (und das in Mendoza, dem Malbec-Gebiet schlechthin!)…  Jedenfalls wurde es dann zusammen mit den anderen Gästen (Schweizer, Amis und Franzosen) ein lustiger Abend (und Michi sprach plötzlich fast fliessend Spanisch ;-)
Bevor die Reise am nächsten Tag weiter ging, besuchten wir noch das Weinmuseium von Maipù, welches noch über 100 Jahre alte Mahlsteine und Werkzeuge hat und die dazugehörende Bodega hat die ältesten Rebstöcke der gesamten Provinz!

Weinmuseum und Bodega La Rural





Dann hiess es Abschied nehmen von den Weinreben und den vielen schönen Bodegas, doch ganz trocken sind wir natürlich nicht weiter gereist, eine Kiste Trapiche-Weisswein (Torrontes) musste mit in den Dietrich und so haben wir uns auf den Weg ins 1300km südliche Bariloche gemacht...

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