Montag, 29. Oktober 2012

Von Copacabana zur Salzwüste nach Uyuni - Bolivien

Von Puno am Titikakasee sind wir mit einem öffentlichen Bus über die Grenze nach Bolivien gefahren. Bolivien ist das Hauptproduktionsland von Kokain, welches in einem chemischen Verfahren aus den Kokablätter hergestellt wird. Deshalb muss man hier besonders vorsichtig sein, nichts in sein Gepäck geschmuggelt zu bekommen. Glücklicherweise haben wir seit Ecuador, als Michi ein paar Sachen aus dem Koffer geklaut wurden, immer ein Schloss am Koffer. Nach dem Grenzprozedere gings mit einem kleinen Bus weiter in das kleine Städtchen Copacabana, nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Stadtteil in Rio de Janeiro. Der Titikakasee liegt ja in den Ländern Peru und Bolivien und so sind wir nun auf der bolivianischen Seite des Titikakasees. Da die meisten Reisenden in dieser Gegend ungefähr dieselbe Route wählen, haben wir auch wieder Clemens getroffen, ein Deutscher, welcher für ein paar Wochen Peru und Bolivien bereist. Zusammen sind wir an den See in eines der vielen Bistros gegangen und haben ein Sandwich gegessen, selbstverständlich zu lauter Reggaemusik….

Mit Clemenz auf ein Bier in Copacabana am Titikakasee



Hier essen die Locals ("Restaurantmeile")
Copacabana

Als wir später beim Spazieren ein paar Offroadmotorräder gesehen haben, fragten wir den Besitzer spontan, ob wir diese für zwei Stunden mieten könnten. So ging es dann auch mit der Bolivianischen Unkompliziertheit ziemlich schnell und wir haben innert wenigen Minuten (ohne einen Führerschein zu zeigen oder ein Deposit zu bezahlen) die drei Motorräder gekriegt (pro Person 15Fr. für 2 Stunden). Da es schon später Nachmittag war, zeigte sich der See in den schönsten Farben und wir fuhren über die vielen Schotterstrassen dem See entlang vom einen Dorf ins nächste. 

Ein Miniscooter für Fabi...

Wir mieteten drei Offroader und fuhren dem See entlang...







Kurz bevor die Sonne ganz hinter dem Horizont verschwand, brachten wir die Motorräder wieder zurück und haben in unserem wunderschönen Hotel, das ebenfalls direkt am See lag, gourmetmässig Znacht gegessen. Mir machte die Höhe jedoch immer noch zu schaffen und so ging ich früh ins Bett, während Michi und Clemens sich noch durch die Bolivianische Bierkultur degustierten.
Am nächsten Morgen spielte dann mein Körper völlig verrückt. Copacabana liegt wie Puno auf über 3800müM und das merkte ich in Form von Kopfschmerzen, Atemnot in der Nacht, Erbrechen, Husten, Halsschmerzen, Fieber etc. Das volle Programm… Glücklicherweise ging der Bus nach La Paz erst nach dem Mittag und so konnte ich mich zumindest noch ein bisschen von den Strapazen der Nacht erholen. Unser Hotel La Rosario hat ein Schwesterhotel in La Paz und da wir dies bereits im Vornherein buchten, hat uns der Bus im Hotel abgeholt und 3.5 Stunden später im Schwesterhotel in La Paz abgesetzt. Die Busfahrt war eigentlich nicht mal so schlecht, die Strassen waren gut geteert und unser Bus musste nicht dauernd den Schlaglöchern ausweichen. Doch zu allem Übel mussten wir per Boot über die Seeenge des Titikakasees fahren, während unser Bus in einer separaten „Fähre“ transportiert wurde. Das ganze Schaukeln hätte ich echt nicht gebraucht… Doch dank den Reisemedikamenten hab ich die Schifffahrt und die kurvenreiche Weiterfahrt sogar ohne Erbrechen überstanden, nur das Fieber und die Kopfschmerzen machten mir zu schaffen.

Mit dem Bus gehts weiter nach La Paz...

„Leider“ liegt auch La Paz, die Stadt mit dem höchstgelegenen Regierungssitz der Welt, auf 3680 müM, in den nächsten Tagen wird sich mein Körper nicht wirklich erholen können, doch wir haben uns auch nicht allzu viel vorgenommen. Die Fahrt runter in den Kessel der Stadt war ziemlich eindrücklich. Zuvor ging es auf dem Plateau lange durch die Vororte der 1-Millionen-Einwohner-Stadt (nur Stadtkern) und plötzlich tauchte ein Kessel auf gefüllt mit dicht nebeneinanderstehenden Häuser, inkl. ein paar Hochhäuser.

La Paz (3680müM)
Im Kessel unten angekommen befanden wir uns im dichtesten Verkehrschaos, das man sich überhaupt nur vorstellen kann (wir erinnerten uns an Bangkok in Thailand). Die Leute sassen am Trottoirrand, teils halb auf der Strasse und assen etwas von den vielen rauchenden Essensständen oder unterhielten sich mitten auf der Strasse mit ihren Bekannten. Die Autos hupten, die Fahrer fluchten und wir beide schüttelten nur den Kopf. Also etwas Schönes hat die sehr schmutzige Stadt bis jetzt noch nicht. So chillten wir den späten Nachmittag im schönen Innenhof unseres Hotels, ich trank ca. 1.5Liter Kokatee, welcher gut für die Höhenkrankheit sein soll und wir organisierten unsere Weiterreise nach Argentinien. Am nächsten Tag hiess es zuerst nochmals weiter organisieren (Mietauto in Argentinien reservieren, Unterkünfte buchen, Busfahrzeiten ausfindig machen etc.). Den Nachmittag wollten wir dann aber doch in der Stadt verbringen und so haben wir den Kauf der Bustickets mit einem kleinen Stadtbummel verbunden. Der angeblich schönste Teil der Stadt soll wie immer der Hauptplatz in mitten der spanischen Kolonialgebäuden sein. Doch im Vergleich zu den bisher gesehenen Kolonialstädten hat La Paz wirklich nicht viel Schönes übrig. Im Gegenteil, da wie im gesamten Südamerika die Landflucht gross ist und die Leute mit der Hoffnung auf bessere Arbeit in die Stadt ziehen, platzt auch La Paz aus allen Nähten, im Vergleich zu anderen Städten ist sie sogar sehr schnell und unkontrolliert gewachsen. 






An den Souvenirständen verkauft man hier Lamm- und Alpacaembrios (rechts), die bei einem Neubau in jede Hausecke einbetoniert werden, soll Glück bringen...

Bolivien gehört zu den ärmsten Ländern von Südamerika und so scheint es, dass man mit der Landflucht hier etwas überrumpelt wurde. Hier stehen die Häuser an Abhängen, die extrem von Erosion betroffen sind und es wird sogar noch weiter gebaut, während bei und schon lange Gefahrenzone Rot im Bauplan stehen würde. Aber einen Bauplan hatte diese Stadt definitiv nie zu Gesicht bekommen.

Stark erodierte Hänge und trotzdem wird gebaut...

So waren wir dann am Abend auch froh, in den Nachtbus nach Uyuni, in den Süden Boliviens steigen zu können. Doch die vielen Abgase und der sonst schon geringe Sauerstoffgehalt auf dieser Höhe machten mir weiter zu schaffen und mein Fieber stieg weiter an. Es war ein alter schmuddeliger Bus und Michi hatte kaum Platz zwischen den engen Sitzen und ich hatte Mühe mit Atmen. Die Luft war so trocken, dass einmal, als ich erwachte und mein Reisekaugummi rausnehmen wollte, der Kaugummi an meiner Zunge kleben blieb, weil auch der Mund sooo ausgetrocknet war (es ist ein Detail, ich weiss, aber das ist mir echt noch nie passiert ;-)  Irgendwie haben wir beide aber die rumplige 11 Stunden Fahrt auf übelster Schotterstrasse überstanden. Totmüde und erledigt sind wir morgens am gefühlten Ende der Welt angekommen. Uyuni ist eine Stadt am Rande der Salzwüste und ursprünglich entstanden, weil die Eisenbahnlinie zur Silbermiene hier durch ging.

Nach einer anstrengenden und langen Fahrt im Nachtbus Ankunft in der Wüstenstadt Uyuni...



Inzwischen lebt die Stadt aber ausschliesslich von den paar Touristen (Rucksackreisende), welche als Ausgangspunkt für ihre Touren durch die Salzwüste hierher kommen. Zig Anbieter locken die Touristen (und so viele sind das nicht) mit Werberufen in ihr Büro. Meine Recherchen im Vornherein haben ergeben, dass es hier auch einige Tourenanbieter gibt, die mit schlechten Service (wie z.B. betrunkenen Fahrern) das schnelle Geld machen wollten. Auch einige Touristen schrieben in ihren Reiseberichten von Lebensmittelvergiftungen etc. So hab ich im Vornherein ein paar guten Anbieter herausgesucht und ordentlich durch gegoogelt. Der Anbieter redplanetexpedition schien mir einen guten Eindruck zu machen und dieser täuschte auch nicht, als wir am Morgen im kleinen Büro ankamen. Im Gegensatz zu allen anderen Touristen, die noch am selben Morgen auf die drei tätige Tour aufbrechen, haben wir die Tour erst für einen Tag später organisiert gehabt und die Nacht dazwischen im schönsten Salzhotel, welches es hier gibt, dem Hotel Luna Salada, reserviert. An was wir einzig nicht gedacht hatten, ist, dass das Hotel 40min. auf übelster Schotterstrasse entfernt war. Kein Taxifahrer wollt uns dorthin fahren. Nach vielen Versuchen haben wir dann aber einen gefunden, der uns sogar noch der Zugfriedhof (Cementerio de trenes) gezeigt hat. Alle ehemaligen Züge zur Beförderung des Silbers sind hier etwas ausserhalb der Stadt „begraben“ und bieten sehr schöne Fotomotive. 

Cementerio de trenes (Zugfriedhof)








Eine Lamaherde

Salzgewinn am Rande der Salzwüste

Der Taxifahrer machte noch einen Halt um sich einen Sack Kokablätter zu kaufen, weil er meinte, er kriege Bauchschmerzen von der holprigen Strasse zum Hotel. Nonstop kaute er und Michi Kokablätter (sie sahen aus wie Kühe am Wiederkäuen), während ich lieber nochmals einen Reisekaugummi bevorzugte.  Die Fahrt ging weiter mitten durchs Nirgendwo am Rande der Salzwüste entlang, wilde Alpacas und Lamas grasten das wenige Grün unterwegs ab und in weiter Ferne tauchte einen kleinen Hügel mit ein paar Gebäuden auf. Es war unser Hotel Luna Salada, am Rande der schneeweissen Salzwüste. Auch das Hotel war ganz aus Salz gemacht, von den Salzbacksteinen über die Salztische und Salzstühle bis zu den Salzkaminen (Michi hat sogar die Wand abgeschleckt um zu testen, ob es wirklich salz war und an seinem Gesichtsausdruck abzulesen war es definitiv Salz). Gar keine schlechte Idee, so muss man zumindest nie Staubsaugen (diesen Vorteil hat natürlich Michi sofort bemerkt). Alles war wunderschön dekoriert und es machte ein bisschen ein exklusiven Eindruck. Genau das was wir nach unserer Nachtbusfahrt brauchten. Und so steht in unserer Agenda wieder ein Mal mehr: chillen. 

In der Ferne sehen wir endlich unser Salzhotel (Luna de Salada)





Das Salzhotel war wirklich praktisch nur aus Salz (Boden, Wände, Stühle, Tische...)



Seine Hauptfrage war: Wie würde Joni (sein grosses Sterneguckervorbild) wohl da durch gucken?

Die Hängematten waren glücklicherweise nicht aus Salz...



Blick auf die Salar de Uyuni (Salzwüste)


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