Dienstag, 23. Oktober 2012

Machu Picchu - Peru

Die nächste Reiseetappe führt uns mit dem ÖV-System quer durch das Andengebirge von Cusco (Peru) bis Salta (Argentinien). Eigentlich wollten wir auf dieser Panamericana-Reise nicht wie früher a la Backpacker (Rucksackreisende) unterwegs sein, da wir ja inzwischen ein bisschen mehr sparen konnten, aber dieser ganze Abschnitt lässt sich erstens schlecht mit eigenem Fahrzeug bewältigen (zu kurze Dauer um eins zu kaufen und mieten ist wegen Grenzübergänge nicht möglich), mit einem privaten Fahrer ist es schlicht zu teuer und ausserdem ist das ganze Bussystem hier anscheinend sehr gut und zuverlässig (wir werden ja sehen…). Nun reisen wir zwar vom Verkehrsmittel a la Backpackerzeiten, doch wir wählen für die Übernachtungen keine Hostals (wie Jugendherbergen), sondern private Casa’s (Privathaus mit ein paar Zimmern, wie B&B) oder ab und zu mal ein schickes kleines Boutiquehotel. Die Preise hier sind insgesamt recht tief, eine Busfahrt von 6 Stunden kostet ca. 10Fr. pro Person, ein sehr gutes mehrgängiges Abendessen ca. 25Fr. pro Person und ein Zimmer für 2P. in einem sehr schönen Casa bzw. Boutiquehotel von 40-100Fr.

So sind wir also mit dem Flugzeug von Guayaquil (Ecuador) nach Cusco (Peru) auf 3300müM geflogen. Leider wurde unser Flug der Airline Lan kurzfristig gestrichen und wir kamen mit Umwegen und Nacht auf dem Flughafen in Lima erst einen Tag später in Cusco an. (Auf Lan sind wir inzwischen nicht mehr gut zu sprechen, nachdem das Gepäck in Quito erst drei Tage später ankam und erst noch eine Regenjacke und die Musikbox aus Michis Koffer gestohlen wurde und jetzt noch das….).
Der Anflug auf Cusco, der ehemaligen Hochburg der Inkas, war ziemlich krass, sehr hohe weisse Bergspitzen rund herum und unser eher kleines Flugzeug manövrierte da so irgendwie zwischen durch.


Spektakulärer Anflug auf Cusco (Peru, 3400müM)

Mir war Cusco (3400müM, 350'000Einw.) schon seit früher ein Begriff, weil eine Bekannte unserer Familie hier lange Zeit lebte. Aber dass Cusco wirklich so schön sein würde, hätte ich nicht gedacht. Doch erstmal sahen wir nicht viel von der Stadt, sondern fuhren mit dem Taxi zum Hotel, in das wir nach Machu Picchu zurück kommen werden, um dort die Koffer für eine Nacht zu deponieren und sind dann direkt zum Bahnhof Poroy gefahren (glücklicherweise haben wir den letzten Zug an dem Tag, um 9uhr morgens, reserviert, sonst hätten wir wegen der Fluggeschichte den bereits bezahlten Zug nicht mehr erwischt!). Von Poroy gings mit dem absolut überteuerten Perurail nach Aguas Caliente, dem Ausgangsdorf nach Machu Picchu. Leider führt keine Strasse, sondern nur ein Zug ins Dorf hinauf und wir hatten kaum eine andere Wahl (ausser der einheimische Zug, der aber nur unregelmässig fährt, sprich wenn er voll ist…). Ursprünglich wollten wir mal den berühmten Inkatrail machen (der fünftägige Wanderweg nach Machu Picchu), aber als wir gehört haben, dass dieser 550$pro Person koste, drei Monate im Voraus ausgebucht ist und eine ziemliche Massenwanderung sei, haben wir uns dann doch für den Zug entschieden. Die Zugfahrt dauerte 3.5 Stunden für die 90km das Tal runter nach Aguas Caliente. Einmal war das Tal so eng bzw. der Hügel so steil, dass der Zug zick zack den Hang hinunter fuhr, sprich abwechselnd vorwärts und rückwärts, bis wir unten ankamen (stell dir so was mal am Gotthard vor…. ;-)

Am Warten auf den Zug...


Mit dem Zug von Cusco nach Aguas Caliente...

Klug, klüger?




Das Dorf Aguas Caliente lebt ausschliesslich vom Tourismus auf den Machu Picchu (Inkasprache = alter Berg), die wohl bekannteste Inkastätte Südamerikas. Viel zu machen gibt’s da nicht und so haben wir mit Natascha aus Genf, unserer Zugnachbarin, ein paar Pisco Sour (Nationalgetränk aus Eiweiss und einem Schnaps) getrunken und ein paar Souvenirs gekauft. Typisch für peruanische Souvenirs ist alles was mit Alpaca- und Lamawolle zu tun hat, von Socken über Pullover, Ponchos und Plüschtiere gibt’s hier alles zu kaufen. In der Nacht wachte Michi einige Male auf und hatte Mühe mit Atmen (das haben noch viele, die plötzlich auf diese Höhe kommen), ich spürte die Höhe vorerst nur wenn ich mich anstrengte (zwei Treppen waren schon sooooo anstrengend ;-)

Aguas Caliente


Die Regenbogenfahne dient als Zeichen der Toleranz, Vielfältigkeit, der Hoffnung und Sehnsucht.






Wir trinken mit Natascha aus Genf einen Pisco sour...

Pisco sour (Nationalgetränk aus Eiweiss und Rum)


Wir haben erfahren, dass man das schönste Erlebnis am frühen Morgen habe, wenn man mit dem ersten Bus morgens um 5 Uhr zu den Ruinen hoch fährt, wenn noch kaum andere Touristen da seien. Selbstverständlich machten wir das, doch leider waren wir nicht die einzigen mit dieser schlauen Idee. Lustigerweise gibt es hier vier Arten von Touristen: die Reichen, welche im einzigen und superteuren Hotel absteigen und den noch teureren Brigham Zug für die Anreise nahmen, dann die Einheimischen Südamerikaner, welche aus Interesse zu ihrer Kultur die Ruinen besuchen und entweder auch zur oberen Kategorie gehören oder aber wie im Normalfall die billigste Reisevariante wählten, dann die Gruppenreisenden (viele Deutsche, Chinesen und Amerikaner) und zuletzt natürlich noch die grösste Kategorie der Backpacker (Rucksackreisende) wie wir. An diesem frühen Morgen waren aber ausschliesslich Backpacker auf dem ersten Bus (den Reichen war es wohl zu früh, die Gruppenreisenden kamen erst mit dem ersten Zug um 10 Uhr an und den Einheimischen spielte es keine Rolle, wenn da bereits hundert Leute sind…). Im dritten Bus kamen wir dann zu den Ruinen hoch und ja, es waren wirklich nicht viele Leute auf der Aussichtsplattform und noch gar keine unten in den Ruinen angekommen. Man läuft da der steile Weg hoch, kommt natürlich auf dieser Höhe ordentlich ins Atmen, und bafff plötzlich hat man dieser Blick auf die Ruinen, mitten in diesem Bergkessel umrandet von hohen Gipfeln. Jeder Rappen und jede Anstrengung hat sich absolut ausbezahlt, ein Eindruck, den wir nie mehr vergessen werden!

Astonishing Machu Picch morgens um 5.30 Uhr...




Die Wanderung durch die Ruinen war ebenfalls sehr interessant und Michi (mein persönlicher Historiker ;-) hatte dank seinen Recherchen wieder einiges zu erzählen. Die Ruinen waren 1420 von den Inkas gebaut worden und erst vor ca. hundert Jahren von einem Amerikaner entdeckt worden. Dieser nahm sich die Mühe nicht, alles auszugraben, sondern brannte die ganze Vegetation, welche die Ruinen überwucherten ab. So seien auch viele der Holzkonstruktionen oder der Strohdächer (falls man die noch hätte sehen können) verloren gegangen. Insgesamt lebten ca. 700 Menschen in dieser Stadt und sie hatten ein ausgeklügeltes Bewässerungs- und Landwirtschaftssystem (was man unter diesen Bedingungen wohl brauchte, um eine kleine Stadt davon ernähren zu können). Cusco war ja die Hochburg des damaligen Inkareiches und Machu Picchu eine der grösseren Städte.  

Typisch Inka-Bauwerk: die Steine liegen perfekt aufeinander...



Die Steine im Vordergrund entsprechen den Bergen im Hintergrund...



Als wir nach der Wanderung in den Ruinen wieder oben auf dem Aussichtshügel angekommen waren, hatte sich das ganze schon mit viel mehr Leuten gefüllt und je später es wurde, desto mehr und mehr Leute kamen hoch. Wir suchten uns ein ruhiges Plätzchen auf der Wiese oberhalb der Leute und amüsierten uns an den Touristen.


Machu Picchu um 10 Uhr...

Gegen Mittag, als viele noch am hochkommen waren, gingen wir schon wieder runter ins Tal und fuhren am Nachmittag mit dem Zug wieder runter nach Cusco. Im Hotel (Tierra viva plaza Cusco) angekommen gingen wir sofort tot müde ins Bett. Am nächsten Tag war chillen und spazieren in Cusco angesagt. Unser Hotel war genau im Zentrum beim Hauptplatz und so sassen wir erst mal auf ein Bänkli und sahen den Leuten zu. 

Cusco, Blick vom Hotel

Polizistinnen ;-)

Cusco, Plaza des Armas (viele barocke Kirchen zeigten die Dominanz der Spanier gegenüber der Inkas, typisch Kolonialstadt)



Begehrtes Starbucks...










Um den Platz waren verschiedene Kolonialgebäude (eigentlich das gesamte Zentrum ist aus historischer Zeit) und zwei grosse Kathedralen. Da Cusco die wichtigste Inkastadt war, haben die Spanier hier bei ihren Eroberungen ihre Dominanz in Form von barocken Kathedralen markiert. Auch die Grundmauern der Häuser um den Platz stammen noch von den Inkas. Das sieht man daran, dass die Steine millimetergenau aufeinander abgepasst sind und nicht einfach rechtwinklige Backsteine aufeinander getürmt wurden.

Nachdem die Spanier die Inkas zerstrten, bauten sie ihre Häuser auf den alten Inkamauern (unten Inkamauer, oben spanische Mauer...)

Die Stadt ist sehr gemütlich, vielleicht auch weil hier kaum einer schnell gehen kann, es gibt viele nette Cafes und gute Bäckereien und selbstverständlich mussten wir auch die peruanische Spezialität ausprobieren: Cuy. Dazu haben wir am Abend in einem netten Restaurant (auf Empfehlung des Hotels) reserviert und ein frisch gebratenes Meerschweinchen serviert bekommen. Wirklich viel konnte man daran aber nicht essen (wohl deshalb ist es eine Delikatesse) und das wenige was man essen konnte schmeckte wie trockenes Poulet, aber probieren mussten wir es! Da wir immer noch Hunger hatten, bestellten wir noch Lamaspiesschen, die seeehr lecker waren. Ein Abendessen a la cocina de Peru. 



Cuy, ein gebratenes Meerschweinchen


Meerschweinchen weg...


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