Montag, 17. Dezember 2012

Buenos Aires - Argentinien

Spätestens seit wir die Estancia verlassen haben und uns Buenos Aires näherten, sind wir definitiv im Sommer angekommen (Sommeranfang hier 21.Dezember). Die Temperaturen sind so zwischen 25 und 30 Grad und die kurzen Hosen und Flipflops liegen wieder ganz oben im Koffer. (Im Jahr 2012 hatten wir Winter, Frühling, Sommer, 1 Tag Herbst danach Flug am 23.9. auf Südhalbkugel und dann wieder Frühling, Sommer).

Buenos Aires ist die Hauptstadt Argentiniens und seit dem Staatsbankrott 2001 wieder am aufblühen. 
 

Wer neu in die Stadt kommt, muss erstmals den Durchblick kriegen, denn die Stadt besteht nicht einfach aus Zentrum und Agglomeration, sondern aus vielen einzelnen Barrios (Vierteln), den ehemaligen Umlanddörfern, welche mit der Zeit in die Stadt reingewachsen sind. Eine Gelbfieberepidemie 1978 im ehemaligen Dorf (heute Barrio) San Telmo teilte die einzelnen Barrios u.a. in verschiedene Klassen ein, denn die Reichen sind dazumal von San Telmo in den Norden gegangen und gründeten dort neue Wohnviertel wie Palermo und Recoleta und die meisten anderen zogen in Richtung des heutigen Stadtzentrums. In San Telmo blieben nur die, die woanders keine Bleibe fanden, neue europäische Einwanderer und die ganz Armen. Heute ist das Viertel wieder sehr beliebt, besonders bei Künstlern und jungen Intellektuellen (es erinnert mich von der Geschichte her ein bisschen an SoHo in New York). Noch etwas weiter südlich von San Telmo befindet sich La Boca, eines der ärmsten Viertel, ein Ort, wo man sich auch tagsüber als Tourist nicht alleine hinbegeben sollte. Doch man sagt, hier sei der Tango entstanden und noch was macht La Boca seinen Namen: der Fussballclub Boca Juniors und seine berühmtesten Stars wie Messi und Maradona. Fazit: Buenos Aires lebt von den einzelnen Barrios, wobei jedes einzelne einen ganz eigenen Charme hat. Wir haben unsere 8 Nächte in Buenos Aires so geplant, dass wir zuerst vier Nächte in Palermo (In-Viertel mit Boutiquen und Restaurants) sind und danach nochmals vier im historischen Zentrum, mit den vielen alten Bauten und der Nähe zu den Barrios San Telmo und La Boca.

Palermo ist das Barrio der aufstrebenden Mittelklasse und eines der grünsten Viertel der Stadt. Es hat jede Menge Velowege und Parks, wo die Leute joggen, auf den Wiesen mit ihrem Personal Trainer ihre Übungen machen und die Hundeausführer die Hunde der reichen Herrchen ausführen. Die Pflastersteingassen sind mit Baumalleen gesäumt und fast an jeder Ecke befindet sich ein super gestyltes Restaurant oder Café. Es ist DAS In-Viertel und hat jede Menge hippe Boutiquen von jungen argentinischen Designer. Wir haben mitten in Palermo am Plaza Palermo Viejo das Boutiquehotel „Craft“ bezogen und die Tage verbracht mit „Cäfele“, Lomo essen (Filet mignon) durch die Boutiquen schlendern, auf dem Flohmarkt stöbern, in den Parks Yazee spielen und ab und zu  einen Drink oder ein Glas Wein auf unserer Dachterrasse geniessen... Nachdem  auf der Reise bisher nur immer ich uns beiden die Haare geschnitten habe, sahen unsere beiden Strubbelköpfe hier auch mal wieder ein Coiffeursalon von innen… 

Pflastersteinstrassen, Bäume und viele schmucke Cafés: das ist Palermo!

in Palermo

In Palermo hat sogar ein Velo Stil!

in Palermo

Boutique in Palermo



Lomo essen (Rest. Cluny)






















Am einen Morgen war Michi mehr nach Relaxen zu Mute und ich wollte etwas Bewegung, also hab ich ein Velo gemietet und bin zwei Stunden durch Palermo und Recoleta gefahren…  Es ging am einen Park vorbei, wo sich alle Hundeausführer treffen (als Beruf mit Hunden „gassi“ gehen) und zum Teil bis 20 Hunde an einer Leine zusammengeknöpft waren. Ein Wunder wie man so noch durch die Stadt spazieren kann… Ich fuhr vorbei an Seen mit Pedalos in allen Farben und noch zum Friedhof, wo die wohlhabenden Familiengräber der argentinischen Oberschicht sind (u.a. auch das Grab von Evita). Doch ein Familiengrab ist nicht einfach ein grosser Grabstein, sondern ganze Kapellen stehen da für die einzelne Familien… 


Cementerio (Friedhof) von Recoleta
 
Das Grab von Evita
 
Cementerio (Friedhof) von Recoleta

Sportler in einem der vielen Parks in Palermo...



Hunde-Gassi-Geher

Kirche in Recoleta
 

Nach vier Tagen im schönen trendigen Palermo wechselten wir für geplante vier Tage in ein Hotel im historischen Stadtkern. Doch als wir im Zentrum angekommen waren, mussten wir erstmal leer schlucken. Die Strassen waren schmutzig, es stank ziemlich übel und es war ein riesen Lärm und Stress. Nichts mehr vom gemütlichen Kaffee-Schlendern von Palermo. Die prächtigen alten Bauten gingen in diesem Lärm und Chaos fast unter und verloren dadurch ein grosses Stück Charme. 

Historisches Regierungsgebäude im Zentrum der Stadt

Wir spazierten noch am selben Tag in der Umgebung umher und entschlossen uns, am nächsten Tag die restlichen Nächte zu stornieren und zurück nach Palermo zu gehen. Gedacht, gemacht und am nächsten Tag begrüssten uns die Leute vom kleinen Hotel wieder mit offenen Armen. Natürlich besuchten wir die anderen Viertel aber auch noch, z.B. das ehemalige Hafenareal am Fluss, welches seit ein paar Jahren wieder "aufgestylt" wird und neben einer schönen Promenade eine Menge netter Cafés bietet.


Altes Hafenareal und heute Trend-Promenade mit Museumsschiff...


... und feinen Cafés zum Zmörgele ;-)


Selbstverständlich besuchten wir auch das legendäre San Telmo, wo wir das historische, kulturelle und gesellschaftliche Buenos Aires kennen gelernt haben. Der berühmte Flohmarkt am Sonntag auf dem Plaza Dorrego mit Livemusik und Salsatänzer, authentischer könnte San Telmo wohl nicht sein… 

Plaza Dorego in San Telmo am Sonntag





In San Telmo soll der Tango entstanden sein...

Tangoschuhe auf dem Flohmarkt in San Telmo

Matetee-Becher
 

Inzwischen verstehen wir auch die zweigeteilte Meinung über Buenos Aires. Während der Reise haben wir oft andere Leute gefragt: und wie ist Buenos Aires so…? Die Antwort war entweder „unglaublich schön und interessant“ oder dann „eine südamerikanische Hauptstadt eben, laut und überfüllt“.  Wir haben uns immer gefragt, weshalb es keine Meinung dazwischen gibt und man die Stadt entweder hasst oder liebt. Aber weil Buenos Aires vom Charme der einzelnen, sehr unterschiedlichen Barrios lebt, gibt es wohl auch soviele verschiedene Meinungen über die Stadt. Inzwischen wissen wir, je nach dem wo man ist und was man erlebt (Touristentour im Stadtzentrum oder Leben à la Locals im trendigen Recoleta oder Palermo) kann man Buenos Aires auf ganz unterschiedliche Arten kennen lernen.  Fazit: Wir lieben die Stadt!

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