Spätestens seit
wir die Estancia verlassen haben und uns Buenos Aires näherten, sind wir
definitiv im Sommer angekommen (Sommeranfang hier 21.Dezember). Die
Temperaturen sind so zwischen 25 und 30 Grad und die kurzen Hosen und Flipflops
liegen wieder ganz oben im Koffer. (Im Jahr 2012 hatten wir Winter, Frühling,
Sommer, 1 Tag Herbst danach Flug am 23.9. auf Südhalbkugel und dann wieder Frühling, Sommer).
Buenos Aires ist
die Hauptstadt Argentiniens und seit dem Staatsbankrott 2001 wieder am
aufblühen.
Wer neu in die Stadt kommt, muss erstmals den Durchblick
kriegen, denn die Stadt besteht nicht einfach aus Zentrum und Agglomeration,
sondern aus vielen einzelnen Barrios (Vierteln), den ehemaligen Umlanddörfern,
welche mit der Zeit in die Stadt reingewachsen sind. Eine Gelbfieberepidemie
1978 im ehemaligen Dorf (heute Barrio) San Telmo teilte die einzelnen Barrios
u.a. in verschiedene Klassen ein, denn die Reichen sind dazumal von San Telmo
in den Norden gegangen und gründeten dort neue Wohnviertel wie Palermo und
Recoleta und die meisten anderen zogen in Richtung des heutigen Stadtzentrums.
In San Telmo blieben nur die, die woanders keine Bleibe fanden, neue
europäische Einwanderer und die ganz Armen. Heute ist das Viertel wieder sehr
beliebt, besonders bei Künstlern und jungen Intellektuellen (es erinnert mich
von der Geschichte her ein bisschen an SoHo in New York). Noch etwas weiter
südlich von San Telmo befindet sich La Boca, eines der ärmsten Viertel, ein
Ort, wo man sich auch tagsüber als Tourist nicht alleine hinbegeben sollte.
Doch man sagt, hier sei der Tango entstanden und noch was macht La Boca seinen
Namen: der Fussballclub Boca Juniors und seine berühmtesten Stars wie Messi und
Maradona. Fazit: Buenos Aires lebt von den einzelnen Barrios, wobei jedes
einzelne einen ganz eigenen Charme hat. Wir haben unsere 8 Nächte in Buenos
Aires so geplant, dass wir zuerst vier Nächte in Palermo (In-Viertel mit Boutiquen
und Restaurants) sind und danach nochmals vier im historischen Zentrum, mit den
vielen alten Bauten und der Nähe zu den Barrios San Telmo und La Boca.
Palermo ist das
Barrio der aufstrebenden Mittelklasse und eines der grünsten Viertel der Stadt.
Es hat jede Menge Velowege und Parks, wo die Leute joggen, auf den Wiesen mit ihrem Personal
Trainer ihre Übungen machen und die Hundeausführer die Hunde der reichen
Herrchen ausführen. Die Pflastersteingassen sind mit Baumalleen gesäumt und
fast an jeder Ecke befindet sich ein super gestyltes Restaurant oder Café. Es
ist DAS In-Viertel und hat jede Menge hippe Boutiquen von jungen argentinischen
Designer. Wir haben mitten in Palermo am Plaza Palermo Viejo das Boutiquehotel
„Craft“ bezogen und die Tage verbracht mit „Cäfele“, Lomo essen (Filet mignon) durch die Boutiquen
schlendern, auf dem Flohmarkt stöbern, in den Parks Yazee spielen und ab und zu
einen Drink oder ein Glas Wein auf
unserer Dachterrasse geniessen... Nachdem auf der
Reise bisher nur immer ich uns beiden die Haare geschnitten habe, sahen unsere
beiden Strubbelköpfe hier auch mal wieder ein Coiffeursalon von innen…
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Pflastersteinstrassen, Bäume und viele schmucke Cafés: das ist Palermo! |
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in Palermo |
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In Palermo hat sogar ein Velo Stil! |
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in Palermo |
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Boutique in Palermo |
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Lomo essen (Rest. Cluny) |
Am einen Morgen
war Michi mehr nach Relaxen zu Mute und ich wollte etwas Bewegung, also hab ich
ein Velo gemietet und bin zwei Stunden durch Palermo und Recoleta gefahren… Es ging am einen Park vorbei, wo sich alle
Hundeausführer treffen (als Beruf mit Hunden „gassi“ gehen) und zum Teil bis 20
Hunde an einer Leine zusammengeknöpft waren. Ein Wunder wie man so noch durch
die Stadt spazieren kann… Ich fuhr vorbei an Seen mit Pedalos in allen Farben
und noch zum Friedhof, wo die wohlhabenden Familiengräber der argentinischen
Oberschicht sind (u.a. auch das Grab von Evita). Doch ein Familiengrab ist
nicht einfach ein grosser Grabstein, sondern ganze Kapellen stehen da für die
einzelne Familien…
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Cementerio (Friedhof) von Recoleta |
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Das Grab von Evita |
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Cementerio (Friedhof) von Recoleta |
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Sportler in einem der vielen Parks in Palermo... |
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Hunde-Gassi-Geher |
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Kirche in Recoleta |
Nach vier Tagen
im schönen trendigen Palermo wechselten wir für geplante vier Tage in ein Hotel
im historischen Stadtkern. Doch als wir im Zentrum angekommen waren, mussten
wir erstmal leer schlucken. Die Strassen waren schmutzig, es stank ziemlich
übel und es war ein riesen Lärm und Stress. Nichts mehr vom gemütlichen
Kaffee-Schlendern von Palermo. Die prächtigen alten Bauten gingen in diesem
Lärm und Chaos fast unter und verloren dadurch ein grosses Stück Charme.
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Historisches Regierungsgebäude im Zentrum der Stadt |
Wir
spazierten noch am selben Tag in der Umgebung umher und entschlossen uns, am
nächsten Tag die restlichen Nächte zu stornieren und zurück nach Palermo zu
gehen. Gedacht, gemacht und am nächsten Tag begrüssten uns die Leute vom
kleinen Hotel wieder mit offenen Armen. Natürlich besuchten wir die anderen Viertel aber auch noch, z.B. das ehemalige Hafenareal am Fluss, welches seit ein paar Jahren wieder "aufgestylt" wird und neben einer schönen Promenade eine Menge netter Cafés bietet.
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Altes Hafenareal und heute Trend-Promenade mit Museumsschiff... |
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... und feinen Cafés zum Zmörgele ;-) |
Selbstverständlich besuchten wir auch das legendäre San Telmo, wo wir das historische, kulturelle und gesellschaftliche Buenos
Aires kennen gelernt haben. Der berühmte Flohmarkt am Sonntag auf dem Plaza Dorrego
mit Livemusik und Salsatänzer, authentischer könnte San Telmo wohl nicht sein…
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Plaza Dorego in San Telmo am Sonntag |
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In San Telmo soll der Tango entstanden sein... |
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Tangoschuhe auf dem Flohmarkt in San Telmo |
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Matetee-Becher |
Inzwischen
verstehen wir auch die zweigeteilte Meinung über Buenos Aires. Während der
Reise haben wir oft andere Leute gefragt: und wie ist Buenos Aires so…? Die
Antwort war entweder „unglaublich schön und interessant“ oder dann „eine
südamerikanische Hauptstadt eben, laut und überfüllt“. Wir haben uns immer gefragt, weshalb es keine
Meinung dazwischen gibt und man die Stadt entweder hasst oder liebt. Aber weil
Buenos Aires vom Charme der einzelnen, sehr unterschiedlichen Barrios
lebt, gibt es wohl auch soviele verschiedene Meinungen über die Stadt. Inzwischen
wissen wir, je nach dem wo man ist und was man erlebt (Touristentour im
Stadtzentrum oder Leben à la Locals im trendigen Recoleta oder Palermo) kann
man Buenos Aires auf ganz unterschiedliche Arten kennen lernen. Fazit: Wir
lieben die Stadt!
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