Nach den Tagen im Seeengebiet ging die Fahrt
weiter 1400km in den Süden nach El Chaltén, in den Nationalpark Los Glaciares.
Die Fahrt war ziemlich kurvig und das nicht ganz ungefährlich beim Fahrstil der
Einheimischen (die schneiden die Kurve auch wenn sie sehen, dass einer entgegen
kommt, sie gehen einfach davon aus, dass dieser (sprich wir) ganz am Rand
entlang fährt…). Unterwegs haben wir viele Tiere gesehen, wilde Lama- und
Pferdeherden und allerlei Vögel. Ich bin ja eine absolute Banause in Sachen
Tierkenntnisse und vor allem mit den Vögel hatte ichs irgendwie noch nie
wirklich. Wenn ein Tier fünf Meter über dem Boden die Strasse überquerte,
erkannte ich gerade mal dass es ein Vogel gewesen sein musste (oder war es doch
ein springendes Reh?). Nein so schlimm ists nicht ganz, ich kann immerhin ein
Huhn von einem Storch unterscheiden!). Ein Mal während dem Autofahren haben wir
zusammen alle Vögel aufgezählt, die wir kannten (und Michi ist definitiv auch
kein Ornitologe!), wir kamen gerade mal auf 35 (und das hörte sich ungefähr so
an: Papagei, Amsel, Storch, Rabe, äääähhhmmm Specht…hmmm… roter Papagei, blauer
Papagei….
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Auf der Ruta cuarenta: noch 1001km to go... |
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no comment... |
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Um unseren Extrakanister waren wir oft froh... |
Knapp 24 Stunden später haben wir das
Gebiet des berühmten Parque Nacional Los Glaciares erreicht, einem
Nationalpark, der von hier ca. 200km weiter in den Süden geht und die
mächtigsten Gletscher des Kontinents umfasst. Es gibt eine Strasse östlich des
Nationalparks entlang, 200km in den Süden, und von dieser gehen zwei
verschiedene Querstrassen in den Nationalpark rein, der grösste Teil ist aber
unberührt und nur sehr schwer zugänglich. Von Norden kommend erreichten wir mit
dem ersten Einstecher in den Park das kleine Dörfchen El Chaltén mit dem
berühmten Fitz Roy Massiv. Ein paar farbige Hüttchen mit Wellblechdächer und
eine Tankstelle, mehr war da nicht. Aber man kommt auch nicht wegen dem Dorf
nach El Chaltén, sondern eben wegen des Nationalparks. Wir bepackten unsere
Rucksäcke mit dem Zelt etc. und wanderten los… Unsere Route führte uns zu den Gletschern,
entlang den hohen Felswänden des Fitz Roy und seinen Nachbarn, durch die mit
Moos bewachsenen Wäldern und vorbei an kleinen türkisblauen Lagunen… die
Landschaft war einfach extrem schön! Nur die Nächte waren eisig kalt und
schienen endlos zu sein… Das erste Mal auf dieser Reise stampften wir durch den
Schnee, wir kamen fast wieder in den europäischen Jahreszeiten-Rhythmus, nur
ist hier Frühling und der Schnee liegt noch vom Winter hier.





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Fitz Roy im Hintergrund |
Etwas weiter südlich von El Chaltén liegt
El Calafate, der zweite, südliche Eingang in den Parque Nacional Los Glaciares,
und hierher kommt man vor allem wegen der grossen Gletschern Upsalla und dem
Perito Moreno, einer der wenigen Gletschern, die noch wachsen und deshalb unten
an der Front immer wieder Eisabbrüche zu sehen sind. Dieses Kalbern in den
Gletschersee konnten wir vom Boot aus und von einer Aussichtsplattform, die
gefüllt war mit Touris aus aller Welt, sehr nah beobachten. Auch das Städtchen
El Calafate ist ganz nett und hat eine Menge guter Parrilla-Restaurants
(Fleisch frisch vom Grill).
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Gletscher Perito Moreno bei El Calafate |
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Gletscherabbruch (Kalbern) |
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Empanadas, Fleisch, Käse und einen guten weissen Trapiche... |
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Mi amigo... |
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Eine ganz normale Parrilla... |
Inzwischen sind wir schon über 50Grad im
Süden, sprich südlicher als die Schweiz nördlich liegt und die Fahrt ging
weiter in den Süden über die chilenische Grenze bis zum Nationalpark Torres del
Paine.
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Endlich mal wieder eine Tankstelle (in the middle of nowhere...) |
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Man sagte uns es seien zwei Kondor... (die 2.grössten Vögel der Erde) |
Wir wollten aber noch vor dem Park übernachten, um uns die Gebühren zu
ersparen, nur hatten wir das zweite Mal soooo starken Wind, dass wir ewig
brauchten um ein einigermassen windgeschütztes Plätzchen zu finden. Patagonien
ist ja bekannt für den starken Wind (auch el viento de mierda, frei übersetzt,
der Scheisswind, genannt), als Kitesurfer könnte man eigentlich meinen, wir
seien es uns gewohnt, nur konnte man hier wirklich kaum gerade stehen! Einmal
unterwegs hatten wir auf gerader Strecke mit Gegenwind den Motor abgestellt und
ausgekuppelt und der Wind war so stark, dass wir vom Stand aus rückwärts
gerollt sind! Doch zurück zum „Peinotorres“(so nannten wir ihn), wir haben das
Auto als Windschutz genommen und konnten dann das Zelt irgendwie doch noch
aufstellen. Die Sicht auf die drei hohen Felspfeiler des Paine-Massivs war
jedenfalls spektakulär, doch die Nacht dafür eine Katastrophe. Wir waren in
einem Tal und der Wind blasste nicht regelmässig, manchmal war es minutenlang
still (man hätte eine Stecknadel fallen hören) und plötzlich kam der Wind und
zwar sooo krass, dass das ganze Zelt flach auf unseren halb schlafenden
Gesichtern lag. Irgendwann hat sich Michi dazu entschlossen, im Auto auf dem
Fahrersitz weiterzuschlafen, weil das Zelt soo laut geflattert hat und mehr
schief als gerade stand. Ich schaffte es nicht aus dem warmen Schlafsack raus
und hab die Nacht auch irgendwie durchgestanden. So waren wir am nächsten Tag
so müde, dass wir uns nicht zu einer Wanderung im Park aufraffen konnten, aber
die Fahrt alleine plus ein paar Spaziergänge durch die super schöne Landschaft
waren trotzdem ein Erlebnis.
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"el viento de mierda" |
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NP Torres del Paine (Chile) |





Auf knapp 54Grad Süd liegt die Hafenstadt
Punta Arenas, ebenfalls auf der chilenischer Seite Patagoniens. Sie ist die
südlichste Kontinentalstadt der Welt und hat 125‘000 Einwohner. Punta Arenas
(sandige Spitze) wurde Mitte des 19. Jahrhunderts als Strafgefangenenkolonie
und Militärstützpunkt gegründet und entwickelte sich schnell zu einer wichtigen
Hafenstadt. Denn bis zum Bau des Panamakanals (Eröffnung 1914) nahmen alle
Schiffe die Route durch die 1520 von Fernando Magellan erstmalig entdeckte
Ost-West-Passage. Nicht nur die Handelsschiffe, deren Güter für die chilenische
oder peruanische Häfen bestimmt waren, machten hier einen Zwischenstopp, auch
Auswandererschiffe, deren Passagiere eigentlich ihr Glück bei der Goldsuche in
Kalifornien finden wollten, vor denen aber ein Teil im chilenischen Süden
blieb.1876 hatten die Einwanderer die Einwanderer die Erlaubnis zur Schafzucht
erhalten, das Land war billig und reichlich vorhanden und das Klima bekam den
Schafen. So begann mit der Wolle der Aufschwung der Region. Die Besitzer der
riesigen Schaf-Estanzias der Umgebung liessen sich repräsentative Häuser im
Stadtzentrum erbauen. Die Oberschicht lebte damals alles andere als schlicht:
Tapeten aus Frankreich, Waschtisch aus Marmor von Italien, lederbezogene Sessel
aus England etc., nichts ist aus Patagonien, nicht mal das Holz des
Parkettfussbodens, alles wurde über den Atlantik her geschifft; auf dem Rückweg
nahmen die Schiffe dann tonnenweise Schafwolle mit.
Wir blieben aber nur eine Nacht hier und
nahmen am nächsten Morgen die Fähre auf die legendäre Tierra del Fuego,
FEUERLAND!!!!!
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Die Gauchos an der Arbeit (Weidewirtschaft ist typisch für Patagonien) |
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Drei Gauchos |
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Punta Arenas |
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Museo regional in Punta Arens (ehemaliges Wohnzimmer der grossen Estancia-Inhaber) |
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